Ortsteil Nussdorf
Die ältesten Zeugnisse menschlicher Siedlungstätigkeit stammen aus der Zeit der Römer (1./2. Jahrhundert n. Chr.). Ebenso wie beim Ortsteil Eberdingen datiert die erste urkundliche Erwähnung aus der Zeit um 1100 n. Chr. in einer Urkunde des Klosters Hirsau. Die weitere geschichtliche Entwicklung dieses Ortsteils verlief ähnlich wie die des Ortsteils Eberdingen. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten mehrmals die Besitzverhältnisse vom Kloster Hirsau zu den Grafen von Vaihingen, an die Trucksessen von Höfingen, die Freiherren und Grafen von Reischach und das Haus Württemberg.
Eines der einschneidendsten und traurigsten Ereignisse in der Geschichte dieses Ortsteils, datiert in den April 1945, als am Ende des 2. Weltkrieges das Dorf durch Beschuss in kürzester Zeit zu drei Viertel zerstört wurde und zahlreiche Einwohner ihr Leben verloren. In einer beispielhaften Gemeinschaftsaktion erfolgte schon bald nach Kriegsende, in teilweise neuen Strukturen, der Wiederaufbau des Orts. Auch hier hat sich die ehemals rein bäuerliche Struktur in den letzten Jahrzehnten gewandelt und der Ort hat sich, nicht zuletzt begünstigt durch die schöne Höhenlage, zu einer beliebten, bevorzugten Wohngemeinde mit heute knapp 2.000 Einwohnern entwickelt.
Als Baudenkmale sind hier zu erwähnen: das Schloss der Freiherren von Reischach, das ursprünglich im 15. Jahrhundert erbaut und 1879 grundlegend umgebaut wurde. Die ehemalige Wallfahrts- und jetzige Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz ist ein spätgotischer Bau von 1482. Der 3-seitig schließende Chor, gestützt von Strebepfeilern, ist von einem Netzrippengewölbe überwölbt. Das Schiff besitzt zu Seiten des Chorbogens Altarbaldachine. Im Chor befinden sich Grabmäler der Freiherren von Reischach und umfangreiche Wand- und Deckenmalereien aus der Erbauungszeit zur Passion Christi und zum Jüngsten Gericht. Die frühere Martinskirche wurde 1498 durch das Kloster Hirsau erbaut. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges 1643 zerstört, 1670 wieder aufgebaut und dann am Ende des Zweiten Weltkrieges bis auf Turm und Sakristei erneut zerstört. Heute sind nur noch der in der Nachkriegszeit wiederhergestellte Turm mit Gedenkstätte für die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege und die in das angebaute evangelische Gemeindehaus einbezogene ehemalige Sakristei vorhanden.